Jedes Land hat seine dunklen Kapitel der Geschichte – im Falle Brasiliens ist es sicherlich die Militärdiktatur, die das Land von 1964 bis 1985 beherrschte. Die Generäle an der Macht ließen, zum Teil in Kooperation mit anderen Diktaturen Lateinamerikas, regelmäßig Regimekritiker und Oppositionelle ermorden, foltern oder „verschwinden“.
Während andere Länder mit ähnlicher Geschichte, wie Chile, schon diese Zeiten schon lange öffentlich aufgearbeitet haben, wurde in Brasilien erst 2010 eine Initiative für eine „Wahrheitskommission“ gestartet, die im darauffolgenden Jahr ihre Arbeit aufnahm. Die Ergebnisse wurden in der vergangenen Woche in Brasilia von der kürzlich wiedergewählten Präsidentin Rousseff persönlich vorgestellt.
Täter genießen bis heute Amnestie
Demnach sind in den 20 Jahren mehr als 400 Menschen ermordet und verschleppt worden, viele weitere wurden gefoltert, darunter auch die heutige Präsidentin selbst. Als Täter werden in dem Abschlussbericht 377 Menschen identifiziert, von denen noch um die 200 am Leben sind. Diese werden ihrer Verbrechen jedoch nicht angeklagt, weil 1979, als das Unrechtsregime noch an der Macht war, ein Amnestiegesetz erlassen wurde, das umstrittenerweise bis heute gültig ist.
Präsidentin Rousseff, die sonst als eher kühl und gefasst gilt, zeigte sich bei der Präsentation sehr emotional, ihr kamen zwischenzeitlich sogar die Tränen. Ihre Aussage ist ebenfalls Teil des Berichts. In der Gefangenschaft wurde sie unter anderem mit Faustschlägen und Elektroschocks malträtiert. Der damalige General Nilton Cerquera, dem viele Verbrechen im Bericht zulasten gelegt werden, zeigt sich bis heute uneinsichtig – kürzlich erst bezeichnete er die amtierende Präsidentin als „Terroristin“.