Wie bei fast jeder Weltmeisterschaft gibt es Topfavoriten, Mitfavoriten und Geheimfavoriten. Automatisch in der Verlosung für die Topfavoriten sind eigentlich immer die amtierenden Weltmeister, Europameister und Amerikameister, auch diesmal in Brasilien.
Die Fußball-WM in Brasilien ist nun acht Tage alt und es gab schon die ein oder andere Überraschung. Die größte ist sicherlich das Ausscheiden vom amtierenden Weltmeister und Doppeleuropameister Spanien nach nur zwei Spieltagen. Zwar musste man in der „Todesgruppe B“ damit rechnen, dass die Iberer gegen Holland und Chile durchaus Probleme bekommen könnten, doch die Rat-und Hilflosigkeit der „Seleccion“ war fast schon beängstigend. Seit Herbst 2006, also seit fast acht Jahren, hatte die „Goldene Generation“ um Casillas, Ramos, Villa, Torres, Xavi, Alonso, Iniesta und Co. die Fußball-Welt fast im Alleingang beherrscht und war zweimal Europa-und einmal Weltmeister geworden. Doch nach den klaren und verdienten Niederlagen gegen Holland und Chile muss die noch vor 1-2 Jahren begeisternd aufspielende spanische Nationalelf die Koffer packen, der jahrelange Siegeszug ist vorbei. In Spanien wird die unglaublich erfolgreiche Generation dank ihrer drei Titel in Folge mit Respekt verabschiedet und nicht mit Spott und Häme überschüttet. Zu groß sind die Verdienste der vergangenen Jahre. Dennoch braucht Spanien den Generationenwechsel. Ein jüngerer Trainer muss her, der in der Lage ist, mit den zahlreichen Talenten Spaniens eine neue schlagkräftige Truppe für die EM 2016 in Frankreich auf die Beine zu stellen. Die „Goldene Generation“ ist in die Jahre gekommen und sollte abdanken.
Auch Uruguay „rumpelt“ sich bisher durch die WM
Im Gegensatz zu Welt-und Europameister Spanien ist der amtierende Amerikameister Uruguay zwar noch nicht ausgeschieden, doch schon gestern Abend stand die Truppe vom Rio de la Plata kurz davor, ebenfalls nach der Gruppenphase die Heimreise antreten zu müssen. Schon ein Unentschieden gegen England hätte faktisch das Aus bedeutet, doch ein Geniestreich vom Traumsturm Cavani/Suarez kurz vor Schluss hält den Copa-America-Sieger von 2011 zumindest vorläufig im Turnier. Doch auch für Uruguay gilt, dass der Generationenumbruch vermutlich verschlafen wurde. Noch vor drei Jahren bei der Copa America in Argentinien zelebrierte die „Celeste“ Traumfußball und wurde souverän Amerikameister. Nun, drei Jahre später, sind einige Leistungsträger von damals allerdings nicht mehr in Topform, müssen der „biologischen Uhr“ Tribut zollen. Dennoch lässt der oft knorrige Trainer Tabarez Talente wie Ramirez und Coates auf der Bank schmoren und setzt auf Spieler über 30 außer Form, wie Lugano, Rios, Gargano, Pereira und Gonzalez. Der WM-Titel wird damit kaum zu gewinnen sein, denn der bisherige Turnierverlauf zeigt deutlich, dass vor allem die jüngeren spielstarken Länder klar im Vorteil sind, auch konditionell in der oft subtropischen Hitze. Ob Uruguay gegen Italien die Vorrunde überstehen wird, hängt sicherlich auch davon ab, ob der Trainer zur Einsicht gelangt, dass eine Mannschaft nur aus erfahrenen Spielern „Ende 20 – Mitte 30“ nicht in der Lage sein wird, diese ganz spezielle WM in Brasilien als Weltmeister zu beenden. Ohne 5-6 jüngere Spieler Anfang-Mitte 20 ist an der Copacabana kein Blumentopf zu gewinnen.